Musik gegen Windmühlen

Fluß unterm Eis (2004)

ES IST ZEIT

Nimm den Raumanzug vom Nagel.
Zieh den Nagel aus der Wand.
Brich die Wand aus deiner Hütte.
Reiß die Hütte aus dem Sand.
Schieb die Erde von den Steinen.
Spreng die Felsen von der Glut.
Dann ist wieder alles offen
und die Lava rot wie Blut.

Jetzt bist du wieder frei.
Such deinen Heimatplanet.
Es ist noch nicht vorbei.
Dein Weg noch ziemlich weit.
Dein alter Shuttle steht
für dich bereit.
Es ist Zeit.

Zieh die Stimme aus der Urne.
Lösch die Kreuze vom Papier.
Leg den Bleistift in die Schale.
Schließe hinter dir die Tür.
Saug den Blick von den Plakaten,
das Geplapper aus den Ohrn.
Laß den Schrei von deinen Lippen,
deine Liebe, deinen Zorn.

Jetzt bist du wieder frei…

Greife in die Tiefkühltruhe.
Hol dein kaltes Herz ans Licht.
Leg es hinter deine Rippen,
bis es wieder schlägt und sticht,
bis die Hornhaut von Knien
abweicht und sich schließt der Spalt
deiner Zunge, bis dir endlich
jede Sichrung durchgeknallt.

Jetzt bist du wieder frei…

  

Text: Henry-Martin Klemt

Komposition: Ludwig Streng